Und es begab sich vor langer Zeit
In den Anfängen meines Daseins als Referentin ergab es sich, dass ich eine Einladung bekam in Nordbayern zu sprechen. Beim Vortrag sollte es um dieses Thema gehen: “Wie sich Alzheimer & Co. vorbeugen lässt”
Es wurden 120 Menschen erwartet. Die bis dahin größte Menge an Zuhörer*innen vor denen ich gesprochen hatte. Dementsprechend aufgeregt war ich. Es mussten Stühle dazu gestellt werden. Der Saal war brechend voll!
Bildquelle: pixabay
Noch wenige Minuten und es sollte losgehen. Die Technik war vorbereitet. Damals noch mit Tageslichtprojektor und nicht mit so neu modischem Kram wie Beamer und Powerpoint wie heute :)
Die Gastgeberin stellte mich vor und ich hielt mich an der Seite der Bühne bereit. Aufgeregt und gleichzeitig voller Vorfreude. Dann war es soweit. Ich war vorgestellt und die Bühne an mich übergeben.
Unverhofft kommt oft
Ich begann mit einem Dankeschön für die freundliche Begrüßung, wollte gleich mit meinen Quizfragen ins Thema einsteigen und dachte noch bei mir ‘ach, das lässt sich alles hervorragend an’. Tja, das war zu früh gefreut…
Souverän wollte ich zum Tageslichtprojektor und die Folie mit den Fragen auflegen. Da war es auch schon passiert. Ich bin – ziemlich unelegant, um nicht zu sagen slapstickmäßig – von der Bühne gefallen. Padong!
Was war passiert? Da der Projektor unterhalb der Bühne stand (das war nicht anders machbar) und ich den Tritt nach unten falsch eingeschätzt hatte, war ich danebengelatscht, wie man so schön sagt.
Das war es dann mit der Souveränität und dem seriösen Rüberkommen. (Für alle die sich sorgen, ob mir was passiert ist: nichts verletzt außer meinem Stolz :)
Jetzt mal ehrlich, es gibt wohl wenige Sachen, die noch peinlicher sein könnten, als mal eben daneben zu treten und einen comicmäßigen Abgang zu produzieren, der das Potential hat als 1000fach geteiltes youtube-Video zu enden.
Lachen ist die beste Medizin
Nun gut, es war passiert und wie es auch nach dem Absturz vom Pferd genauso gilt: Gleich zurück in den Sattel äh auf die Bühne. Und das hab ich gemacht.
Bin zurück auf das Podium, hab allen versichert, dass ich heil geblieben bin und musste angesichts Einiger, die versuchten heldenhaft ihr Lachen zu unterdrücken, selbst losprusten. Meine Herren, was für ein Lapsus. Das hatte Legendenwert!
Auch wenn wir uns bemühen bei so etwas als Zuschauer*in nicht zu lachen, ist das kaum zu unterdrücken. Erleben wir uns selbst als Verursacher des Lachens, fühlen wir uns zu Tode blamiert.
Wir schämen uns und trauen uns nicht mehr in diese Situationen hinein. Vermeiden z.B. alle Gelegenheiten öffentlich zu reden und ziehen uns ein Stück mehr von der Möglichkeit zurück, eine Fähigkeit wie das sichere und freie Sprechen auszubauen.
Bedenke, was du denkst!
Es ist fatal, wenn solche Erlebnisse uns das Gefühl geben, unfähig zu sein, tollpatschig, blamabel und peinlich. Wir sind keine perfekten Maschinen, sondern lebendige Wesen, die Fehler machen, denen Unvorhersehbares passiert und wir wachsen genau daran.
Es ist überlebensnotwendig, die Fähigkeit zu entwickeln über sich selbst zu lachen, sich weniger ernst zu nehmen, zu vermeiden den eigenen Wert durch Reaktionen anderer schmälern zu lassen.
Das was uns an peinlichen Situationen passiert, hat nichts, absolut gar nichts mit unserem Wert zu tun. Es bedeutet in keinem Fall, dass wir zu blöd, zu ungeschickt, zu unfähig sind. Entgehen Sie unbedingt der Gefahr sich ein Label dieser Art aufzukleben.
Üben Sie in einem auf Wachstum ausgerichteten mindset zu bleiben. Ihnen ist eine blöde Situation passiert. Die von außen betrachtet lustig ausgesehen haben mag. Das passiert. Lernen Sie über sich in diesen Situationen zu schmunzeln.
Im Lachen liegt Ihre Kraft
Denken Sie an outtakes bei Filmen. Ein Schauspieler verspricht sich. Er hat einen Fehler gemacht, sich blamiert. Na und? Ist er deswegen weniger wert? Nein.
Meistens müssen alle darüber lachen. Auch der Versprecher selbst. Und darin liegt die Kraft. Wenn wir in der Lage sind, herzhaft über uns zu lachen, halten wir den Schlüssel zu unserem persönlichen Schutz in der Hand. Man kann niemandem etwas anhaben, der über sich lachen kann.
Es ist ein Eingeständnis dessen, dass wir einen Fehler gemacht haben und nicht perfekt sind. Und es ist zugleich ein lebendiges Plädoyer für unser Menschsein, da wir keine programmierten Automaten sind, sondern Wesen, die ihr Leben lang Fehler machen werden und daraus lernen.
Wenn Ihnen das nächste Mal etwas Peinliches passiert oder Sie Angst davor haben auf der Bühne zu versagen, behalten Sie im Sinn, dass einzig und allein über Ihr Gefühl entscheidet, was SIE über sich denken.
„Niemand kann Dir ein Minderwertigkeitsgefühl aufzwingen ohne Deine Bereitschaft dazu.“
Eleanor Roosevelt
Lernen Sie über sich zu lachen und niemand kann Ihnen Etwas anhaben. Im humorvollen Blick auf sich liegt das Geheimnis. Sie werden spüren um wie viel wohltuender es ist, sich auf diese wohlwollende Weise zu betrachten.
Was was das Peinlichste das Ihnen bis jetzt passiert ist? Teilen Sie Ihre dunklen Geheimnisse :) mit uns und erlösen sich selbst mit einem herzhaften Lachen!
Pingback: Heute schon gelacht?