Die magische Kraft der Wiederholung oder was uns den Weg aus der Komfortzone erleichtert

Die magische Kraft der Wiederholung oder was uns den Weg aus der Komfortzone erleichtertWürden Sie folgender Aussage zustimmen?

Je mehr Übung jemand hat, desto besser wird er/sie.

Oder was meinen Sie hierzu?

Jemand der eine Situation 10x geübt hat, fühlt sich sicherer als jemand der nur 1x geübt hat.

Höchstwahrscheinlich werden Sie mit beiden Sätzen übereinstimmen. Das hört sich alles trivial an, doch folgen Sie mir weiter.

Etwas zu wissen und es zu tun sind zwei paar Stiefel

Nehmen wir an, dass jemand eine wichtige Redesituation vor sich hat, beispielsweise ein Vorstellungsgespräch oder eine Präsentation.

Aufgrund der vorher bejahten Aussagen ist die rein logische Folgerung, dass es hilfreich ist, diese Sprech-Situationen zu üben. Und das nicht nur 1x, sondern öfters. Üben bedeutet in diesem Fall das Gespräch mit einem Gegenüber zu führen oder die Präsentation vor einem Zuhörer zu halten. In beiden Fällen geht es um das Üben des Sprechens.

Tatsächlich tun das die Wenigsten. Im Falle des Vorstellungsgesprächs wird genauer über die Firma recherchiert, Fragen erarbeitet, die man stellen kann und Antworten auf die Fragen notiert, mit denen man möglicherweise konfrontiert wird.

Für eine anstehende Präsentation werden PowerPoint Folien gestaltet, Handouts vorbereitet und Antworten auf mögliche Fragen gefunden.

Reden ist nicht gleich reden

All diese Vorbereitung ist wichtig. Keine Frage. Doch werde ich mich damit im Gespräch, in der Präsentation sicher fühlen? Werde ich weniger nervös sein?

Machen wir zur Beantwortung dieser Frage einen kurzen Schwenk zu unseren Fahrkünsten.

Was denken Sie, wie Sie in der Fahrprüfung abgeschnitten hätten, wenn Sie zwar alles zum Innenleben eines Autos gelernt hätten und am Fahrersitz gesessen wären, jedoch nur eine Fahrstunde gehabt hätten?

Das wäre wohl nicht gut ausgegangen und das ist einleuchtend. Nur weil wir Rad fahren oder auch Moped fahren können, denken wir nicht, dass wir dieses “fahren-können” auf das Auto übertragen dürfen. Das alles hat zwar mit Fortbewegung zu tun, doch hier sind uns die großen Unterschiede bewusst.

Übertragen auf ein Vorstellungsgespräch oder eine Präsentation denken wir jedoch, dass wir Rad fahren (= das alltägliche Reden) auf Autofahren (= eine komplexe Redesituation) übertragen können. Damit unterliegen wir einem Trugschluss.

Welche Vorbereitung entscheidet über den Grad meiner Nervosität?

Wie lautet damit die Antwort auf die Frage, ob wir uns sicher fühlen werden, ob wir weniger nervös sein werden? Wenn wir uns in allem möglichen vorbereitet, aber nicht geübt haben?

Höchstwahrscheinlich werden wir ziemlich nervös sein und keine besonders gute Performance abliefern. Im Vergleich werden wir viel schlechter abschneiden, als wir müssten, weil uns die Übung fehlt.

Wie passt das zusammen? Es ist uns klar, dass wir durch Üben besser werden. Wieso tun wir es nicht?

Was hält uns vom Üben ab?

Jeder hat da so seine Lieblingsantworten. Was in vielen Fällen zutrifft, sind drei simple Tatsache:

  1. Wir planen Übung überhaupt nicht als Teil der Vorbereitung ein. Es wird schlichtweg vergessen.
    .
  2. Zeitmangel ist einer der am häufigsten genannten Gründe, wieso nicht geübt wird. Zeitmangel ist eine Frage der Priorität. Wer das anstehende Gespräch oder Redeprojekt wirklich zu einem Erfolg machen möchte, wird die Zeit zum Üben finden.
    .
  3. Menschen schieben das Üben für solche Situationen hinaus oder machen es gar nicht, aufgrund des unangenehmen Gefühls das sie mit Üben verbinden.

Zum letzten Punkt: So ist das, wenn wir aus unserer Komfortzone heraus gehen. Es ist ein unangenehmes Gefühl. Wir fühlen uns unsicher und haben den Eindruck uns lächerlich zu machen. Doch nur, wenn wir diesen Schritt wagen, werden wir Neues lernen und wachsen.

Übung vergrößert unsere Komfortzone

Wir festigen eine Fähigkeit durch Üben. Je öfter wir uns einer Situation aussetzen, die uns fremd ist und in der wir uns unsicher fühlen, umso eher werden wir damit vertraut und werden sicherer. Von Mal zu Mal wächst das vertraute Gefühl und damit die Sicherheit.

Sobald die Sicherheit wächst, sinkt die Nervosität. Es gilt hier die einfache Gleichung: je öfter wir ein uns fremdes Erlebnis durchlaufen haben, umso mehr Sicherheit gewinnen wir und umso besser werden wir.

Haben wir uns 10x diesem Ereignis ausgesetzt, ist das unangenehme Gefühl des 1. Males viel weniger geworden. Wir haben unsere Komfortzone erweitert. Der Bereich, in dem wir uns nun wohlfühlen, hat sich vergrößert. Das ist persönliches Wachstum.

Auf diese Weise funktioniert Lernen von Fähigkeiten. Lernen kann bedeuten, sich immer wieder dem unangenehmen Gefühl des Fremden auszusetzen in dem Wissen, dass hinterher die eigene Welt um einen weiteren Anteil vergrößert wurde.

Übungszeit = beste Investition

Üben oder die magische Kraft der Wiederholung ist damit eines der wertvollsten Instrumente die wir haben um persönliches Wachstum zu erreichen.

Wir werden stärker mit jedem Mal. Wir fühlen uns sicherer mit jeder Wiederholung. Das Ziel ist keineswegs Perfektion, sondern liegt darin, sich zu stärken mit neuen und ungewohnten Situationen umzugehen.

Wenn Sie ein wichtiges Gespräch oder eine wichtige Redesituation vor sich haben, planen Sie Zeit zum Üben ein. Genügend Zeit wohlgemerkt.

Machen Sie Ihre Präsentation lieber nur zu 80 % perfekt (Sie wissen was ich meine.)

Verbringen Sie nicht so viel Zeit für die perfekte Erarbeitung der besten Antwort auf die Frage, wo Sie sich in fünf Jahren sehen bei der Vorbereitung zu einem anstehenden Vorstellungsgespräch.

Richtig üben

Investieren Sie diese gewonnene Zeit ins Üben. Denken Sie daran, dass es um`s Sprechen geht. Sie müssen sich selbst hören. Ihre Stimme überträgt Ihre Stimmung gnadenlos. Keine noch so tolle vorbereitete Antwort kann das Sprech-Üben ersetzen.

Suchen Sie sich ein Gegenüber, das mit Ihnen das Vorstellungsgespräch simuliert oder als ZuhörerIn für Ihre Präsentation fungiert.

Zusatztipp: Tragen Sie dabei die Kleidung, die Sie vorhaben zu Ihrem richtigen Termin zu tragen. Sie ankern damit Vertrautes in diese Situation.

Machen Sie das Szenario möglichst realistisch. Sitzen Sie sich für ein Gespräch an einem Tisch gegenüber. Halten Sie Ihre Unterlagen parat, die Sie mitnehmen werden. Gleich in der Form, in der Mappe, in der Reihenfolge, die Sie geplant haben.

Halten Sie Ihre Präsentation im Stehen. Nutzen Sie Ihren Laptop und zeigen Ihre Folien.

Feedback ist ihr größtes Gut

Bitten Sie um absolut klares und ehrliches Feedback. Das, was Sie zu hören bekommen, wird Ihnen möglicherweise nicht gefallen, doch es ist Ihre größte Chance sich jetzt zu verbessern. Jetzt sicherer zu werden. Jetzt souveräner zu werden. Damit Sie im Ernstfall präpariert sind.

Gehen Sie durch mehrere Übungsrunden hindurch. Halten Sie das unangenehme Gefühl aus. Es wird mir jedem Mal weniger werden. Üben Sie die Situation immer wieder. Denken Sie an die Magie der Wiederholung und was Sie daraus gewinnen werden.

Für alle, die den schnellen Weg lieben: Nein, es gibt keine Abkürzung. Sich eine Fähigkeit an zueignen, sich eine fremde Situation vertrauter zu machen, geschieht nicht über Nacht.

Zusammenfassung

  • Üben Sie Ihre Redesituation 5 – 10x.
  • Spielen Sie den Ablauf mit einem Gegenüber möglichst realistisch durch.
  • Lassen Sie sich absolut ehrliches Feedback geben:
    • wie Ihre Stimme wirkt
    • Ihre Körperhaltung
    • und Ihre Wortwahl
  • Lassen Sie sich ebenfalls rückmelden, was bereits gut wirkt.
  • Arbeiten Sie dieses Feedback in Ihre nächste Übungsrunde ein.

Die simple Tatsache, dass wir durch Wiederholung besser werden wird Sie Ihrem Ziel weitaus näher bringen, als Sie denken. Nutzen Sie diese Magie!

Üben Sie? Oder ist das nicht so Ihr Ding? Wobei konnten Sie sich durch Üben verbessern? Oder was hält Sie vom Üben ab?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert