Zitate in einer Rede einzusetzen ist keine neue Technik. Sie lassen sich wunderbar als Einstieg verwenden oder am Ende als letzten Gedanken.
Zitate als Möglichkeit zu nutzen eine gesamte Rede zu strukturieren ist eine andere Idee.
Auf diese Weise werden Zitate nicht unbedingt eingesetzt und damit kann Ihre Rede zu etwas Ungewöhnlichem werden.
In Windeseile mit Zitaten viele Seiten eines Themas entdecken
Wer sich ein neues Thema erarbeitet, kann damit in kürzester Zeit verschiedenste Aspekte einer Sache beleuchten. Es ist absolut faszinierend, wie schnell dadurch unterschiedliche Gedankenansätze zur Verfügung stehen.
Es ist wie ein Katapult aus dem eigenen Denken heraus und ein Erweitern des Horizonts. Vorausgesetzt man geht mit einer offenen Haltung an die Sache heran.
Das gilt vor allem dann, wenn ein Zitat eine Meinung enthält, die man im ersten Moment absolut nicht teilt. Vielleicht wie im Reflex ablehnt. Doch genau da wird es spannend.
Wenn Sie zum Nachdenken anregen wollen, lassen Sie Zitate sprechen
Die Zitate-Technik lässt sich gut für Reden einsetzen, in denen Sie das Ziel haben, Menschen zum Nachdenken über ein Thema anzuregen. Viele verschiedene Gedankenansätze zu liefern, ein großes Potpourri an Ideen anzubieten.
Vor dem Internet hat man dicke Bücher gewälzt, in denen Zitate von allen möglichen Menschen enthalten waren. Über die Stichwortsuche konnte man fündig werden. Alles in allem war es viel mühseliger als heute.
Im Internet stehen Ihnen heute verschiedenste Zitate-Datenbanken zur Verfügung. Ob das zitate.de oder zitate.net oder Aphorismen.de oder zitate.eu ist. Es gibt natürlich viele weitere dieser Datenbanken.
Ein Selbstversuch: Mit Zitaten eine Rede erarbeiten
Nehmen wir an, Sie wollen einen Vortrag zu diesem Thema halten:
Kommunikation oder wie wir miteinander reden wollen
Das ist ein groß gefasstes Thema und es lässt sich buchstäblich Tage darüber sprechen. Sie wissen noch nicht genau, welche Schwerpunkte Sie setzen wollen und so geben Sie in die Suche bei den Zitatedatenbanken zunächst das Stichwort Kommunikation ein.
Wählen Sie Ihre Top-10 Zitate zum Thema
Die Ergebnisliste ist erschlagend. Doch das macht nichts. Sie können im Überflug über die Zitate gehen und die, bei denen Sie hängen bleiben, kopieren und in einem Dokument sammeln. Machen Sie das bis Sie 10 Stück zusammen haben.
Wählen Sie kurze Zitate und sammeln Sie aus verschiedenen Datenbanken. Außerdem ist es empfehlenswert die Zitategeber altersmäßig zu mischen. Wählen Sie alte Denker wie z.B. Platon genauso wie Menschen aus unserer Zeit.
Meine Auswahl ist z.B. folgende:
Ein Manager arbeitet nur dann gut, wenn seine Kommunikation stimmt. (Cyril Northcote Parkinson)
Auch in der Kommunikation gilt das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens: Immer mehr Aufwand bringt – ab einem gewissen Punkt – immer weniger Erfolg. (Michael Trost)
Wahre Kommunikation findet nur unter Gleichgesinnten, Gleichdenkenden statt. (Novalis)
Fast jede Kommunikation ist eine Kette von Missverständnissen. (Friedrich Löchner)
Das Kostbarste zwischen den Menschen ist das Unausgesprochene, und was ausgesprochen wird, ist nicht immer das Beste. (Hugo von Hofmannsthal)
Gute Kommunikation fördert den Erwerb von Wissen. Und dessen Verbreitung. Und – zuweilen – auch den gegenseitigen Respekt. (Franz Wisniewski)
Reden ist säen – Schweigen ist ernten (Laotse)
Wer eine Menge großer Worte gebraucht, will nicht informieren, sondern imponieren (Oskar von Miller)
In der rechten Tonart kann man alles sagen, in der falschen nichts (George Bernhard Shaw)
Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion. (Charles Tschopp)
Reduzieren Sie auf Ihre TOP-5
Als nächstes schauen Sie sich Ihre Auswahl nochmal durch und suchen sich daraus Ihre Top 5. Die fünf Zitate, die irgendetwas mit Ihnen machen.
Diese Wortwahl ist bewusst gewählt, denn Sie sollten darauf achten, bei welchen der Zitate Sie sich emotional angesprochen fühlen. Ob Sie nun einverstanden sind mit den Zeilen, Widerspruch spüren, Verwunderung oder Verwirrung. Das sind oft die besten Anstöße, die uns aus unseren eigenen Gedankenkreise hinaus lotsen.
Meine spontane Auswahl der Top 5 ist diese:
Wahre Kommunikation findet nur unter Gleichgesinnten, Gleichdenkenden statt. (Novalis)
Das Kostbarste zwischen den Menschen ist das Unausgesprochene, und was ausgesprochen wird, ist nicht immer das Beste. (Hugo von Hofmannsthal)
Gute Kommunikation fördert den Erwerb von Wissen. Und dessen Verbreitung. Und – zuweilen – auch den gegenseitigen Respekt. (Franz Wisniewski)
Reden ist säen – Schweigen ist ernten (Laotse)
Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion. (Charles Tschopp)
Was fällt Ihnen zu den Zitaten spontan ein?
Beginnen Sie mit dem ersten Zitat und schreiben alles auf, was Ihnen an Gedanken durch den Kopf geht. Ohne Ausnahme. Stichworte, Sätze, Fragen, sammeln Sie alles was beim Lesen des Zitats in Ihrem Kopf passiert. Machen Sie das mit allen 5 Zitaten.
Wer mir beim laut denken über die Schulter schauen möchte, findet hier als Beispiel meine Notizen zu den ausgewählten Zitaten:
Wahre Kommunikation findet nur unter Gleichgesinnten, Gleichdenkenden statt. (Novalis)
Das würde bedeutet, dass Verständnis nur dann entsteht, wenn alle Gesprächsbeteiligten das gleiche Wissen über die Sache haben. Wenn alle das gleiche Ziel erreichen wollen. Ist das das gefühlte Verstandenwerden das man bei Freunden empfindet? Ist das tatsächlich eher ein Gefühl? Erleichterung weil das Gesagte ankommt?
Doch lerne ich dann etwas Neues? Das vielleicht weniger. Allerdings ist es auch wichtig, sich seiner eigenen Ansichten versichern zu können und nicht das Gefühl zu haben, vollkommen allein damit dazustehen.
Das Kostbarste zwischen den Menschen ist das Unausgesprochene, und was ausgesprochen wird, ist nicht immer das Beste. (Hugo von Hofmannsthal)
Kommunikation besteht eben aus mehr als Worten. Auch Taten, Gesten und Blicke können kommunizieren. Und sich ohne Worte zu verstehen ist wohl eines der wertvollsten Erlebnisse, das wir teilen können. Verstanden werden ohne etwas sagen zu müssen. Wie wohltuend das ist. Verstandenwerden heißt auch immer sich angenommen fühlen.
Wenn dagegen immer alles ausgesprochen wird, wird auch manches zerredet. Es verliert an Wert, Bedeutung und Klarheit. Genauso wie nicht jede Wahrheit ausgesprochen werden sollte. Denn Menschen können daran zerbrechen, der Schuss kann nach hinten los gehen.
So wie manches nur deswegen ausgesprochen wird um sich zu entlasten. Sich die Absolution abzuholen vom Gegenüber. Und dabei wird vergessen, dass Ausgesprochenes nicht zurückgenommen werden kann. Damit ist die Katze aus dem Sack. Und dessen sollten wir uns wohl bewusst sein, bevor wir Dinge aussprechen.
Gute Kommunikation fördert den Erwerb von Wissen. Und dessen Verbreitung. Und – zuweilen – auch den gegenseitigen Respekt. (Franz Wisniewski)
Zwei wichtige Wörter sind hier enthalten: Wissen und Respekt. Für mich ist Wissen ein sehr hoher Wert und wenn sich aus einem Gespräch etwas lernen lässt, dann ist das ganz wunderbar. Jemand der mir etwas erklärt, was ich bisher nicht verstanden habe, schenkt mir damit Wachstum. Darauf kann ich nun selbst wieder aufbauen und meinen Weg weiter beschreiten. Was für ein wertvolles Geschenk, das wir machen und bekommen können.
Im besten Fall ergibt sich daraus ein Kreiseziehen des Wissens. Wissensredundanz ist etwas sehr positives. Je mehr Menschen Wissen zu einer Sache haben umso bessere Entscheidungen können getroffen werden. Hier entsteht Wachstum.
Respekt ist ein Wort mit zwei Bedeutungsrichtungen. Jemand vor dem ich Respekt habe, kann auch eine furchteinflößende Person sein. Gleichzeitig bedeutet es Anerkennung. Anerkennen von Wissen, Können, Leistung, Wert, Verdienst, Mut.
Es ist wohl wie Macht ein Wort das an sich neutral ist und seine Bedeutung erst bekommt, durch die Glaubenssätze die jemand damit verbindet.
Gute Kommunikation respektiert das Gegenüber. Auch wenn man nicht einer Meinung ist, kann ich respektvoll sein. Denn genau das ist es auch, was ich wiederum von meinem Gesprächspartner erwarte. Das ist wohl die hohe Kunst in Diskussionen respektvoll zu bleiben.
Wer sich zu sehr mit der eigenen Meinung identifiziert wird damit wohl größere Schwierigkeiten haben, da eine gegenteilige Ansicht von vielen als ein Angriff auf die eigene Person gewertet wird.
Sich darüber zu erheben, sich zu fragen, was an der Meinung des anderen interessant und sinnvoll sein kann, ist eine Möglichkeit Respekt in Tun umzusetzen, wenn es um Kommunikation geht.
Reden ist säen – Schweigen ist ernten (Laotse)
Ein tiefer Satz über den ich erstmal nachsinnen muss. Das bedeutet, dass Kommunikation nicht nur das ausgesprochene Wort ist, sondern auch die Pause die danach folgt. Diese Pause ermöglicht ein Erfassen des Gehörten, ein Abgleichen mit dem eigenen Wissen und ein Reiben an inneren Widersprüchen.
Nur im Schweigen können wir nachdenken. Wenn wir sprechen, ist das selten von Erfolg gekrönt.
Das bedeutet, wenn ich etwas gesagt habe, dann heißt es loslassen und der Wirkung meiner Worte vertrauen. Nicht aus Angst gleich noch was Erklärendes nachschieben, was meinen Zuhörer wieder aus seinen Gedanken reißt. Können wir das heute noch? Es aushalten, wenn geschwiegen wird?
In der Musik gilt die Pause als wichtiges Gegenelement zum Klang. Durch die Pause kann der Klang nachschwingen, sich entfalten.
Genauso ist es mit dem Wort. Wenn ich den Raum gebe, dass sich die Gedanken in meinem Gegenüber entfalten dürfen, kann die Saat, die ich durch meine Worte gesät habe, aufgehen. Rede ich gleich weiter, ist das als ob ich die Körner gleich wieder ausbuddel um nachzuschauen, ob sie denn schon gewachsen sind.
(Hier erfahren Sie, wieso Pausen in Ihren Reden so wichtig sind.)
Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion. (Charles Tschopp)
Das ist der Teil an Gesprächen, der mir total auf die Nerven geht. Es erscheint mir so sinnlos, sich gegenseitig zu bekämpfen um unbedingt recht zu bekommen. Niemand ist wirklich interessiert an der Meinung des anderen. Es geht nur darum, sich durchzusetzen, zu beweisen, dass man recht hat.
Mich laugen solche Diskussionen aus. Als Beteiligte ebenso wie als Zuhörerin. Das Ergebnis sind oft verhärtete Fronten und der Weg zueinander scheint verstellter denn je.
So als ob niemand die Noten nacheinander spielen würde, sondern immer nur mit allen Fingern gleichzeitig in die Tasten haut. Das ist weder zielführend noch erhöht es die Wertschätzung für die Diskutanten.
…
Diese kleine Übung zeigt, wie wunderbar uns Zitate dazu dienen können unsere Gedanken zu einem Thema in Worte zu bringen.
Es ist wie ein Spiel. Nachzuschauen, was einem aus dem Kopf purzeln mag, an was wir hängenbleiben, welche Spur unsere Gedanken nehmen.
Verdichten Sie Ihre Gedanken zum Kern
Als nächstes machen wir den umgekehrten Schritt: wir verdichten. Fassen Sie die Gedanken, die Sie zu jedem einzelnen Zitat geschrieben haben, in einem Wort zusammen.
Suchen Sie das Kernelement. Das Kernwort. Das ist vielleicht nicht ganz trivial, doch eine gute Übung.
Das Verdichten zwingt uns zu fokussieren, alles wegzulassen, was zu viel ist, was zwar gute Ideen sein mögen, jedoch ausufert. Suchen Sie Ihr Schlüsselwort für jedes einzelne Zitat aus Ihren notierten Gedanken.
Bei mir kommt das hier spontan heraus:
- Verstandenwerden
- Auswahl
- Anerkennung
- Vertrauen
- Egoismus
Sortieren Sie Ihre Kernwörter
Als nächstes sortieren Sie die Reihenfolge in einer Weise, wie Sie Ihnen gefühlt richtig erscheint. Das hier ist mein Ergebnis:
1. Verstandenwerden
2. Egoismus
3. Auswahl
4. Anerkennung
5. Vertrauen
Et voilà und fertig ist Ihre Redestruktur!
Was Sie jetzt vor sich haben, kann als Struktur für Ihre Rede verwendet werden. Vertrauen Sie der Reihenfolge die Sie gewählt haben, das passt in den meisten Fällen hervorragend und leitet Sie ideal durch Ihre Gedanken.
Diese 5 Schlagworte sind etwas, das Ihrem Publikum im Gedächtnis bleiben kann. Fassen Sie sie am Ende Ihrer Rede noch einmal auf einen Blick zusammen. Damit geben Sie Ihren Zuhörer*innen Hinweise auf den Weg, die zum Weiterdenken anregen.
Fassen Sie Ihre Wörter in Sätzen zusammen, um die Wirkung zu testen
Wer möchte kann durch einen Satzbau alle fünf Punkte verbinden und für sich testen, ob die gewählte Reihenfolge passt. Für mein Beispiel:
Wir kommunizieren um verstanden zu werden. Wer dabei nur egoistisch darauf achtet, seine Meinung kund zu tun, wird dieses Ziel nicht erreichen. Es ist angebracht eine kluge Auswahl darüber zu treffen, was wir sagen und wie wir es sagen.
Wachsen können wir an anders lautenden Meinungen, wenn wir einen offenen Geist haben und anerkennen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind. Schlußendlich gilt es Vertrauen in das eigene Wort zu haben und Schweigen als Teil der Kommunikation zu nutzen.
Arbeiten Sie Ihre Rede mit Hilfe Ihrer bereits gesammelten Gedanken aus
Die Ausarbeitung der einzelnen Punkte lässt sich an Ihre bereits gesammelten Gedanken anlehnen. Sie können die einzelnen Sätze ausbauen und weiteres hinzufügen.
Durch Ihre Struktur bleiben Sie in der Bahn, die Sie sich zu Ihrem Ziel gewählt haben.
Die 7 Schritte mit denen aus Zitaten eine Rede wird
Lassen Sie uns alle Schritte der Zitate-Technik für gedankenöffnende Reden zusammenfassen:
- Wählen Sie ein Stichwort, mit dem Sie die Zitatedatenbanken füttern
- Suchen Sie 10 Zitate heraus, die Ihnen auffallen und achten auf eine gute Altersdurchmischung der Zitategeber
- Reduzieren Sie auf Ihre Top 5
- Schreiben Sie zu jedem Zitat ihre spontanen Einfälle, Idee, Gedanken und Fragen auf
- Verdichten Sie jeden Ihrer kleinen Texte zu einem Wort
- Ordnen Sie diese 5 Wörter in der als richtig empfundenen Reihenfolge an
- Bauen Sie Ihre Gedanken zu jedem der Punkte aus.
Ein ungewöhnlicher Einsatz von Zitaten, der Ihnen zu einer ungewöhnlichen und einprägsamen Rede verhelfen kann.
Probieren Sie es gleich selbst aus. Wählen Sie ein Stichwort, suchen in den Zitatedatenbanken und lassen sich davon überraschen, was Sie alles an Gedanken im Kopf haben.
Lassen Sie mich sehr gern teilhaben an Ihren Erfahrungen damit! Vielleicht haben Sie auch Lieblingszitate? Dann schreiben Sie mir diese hier in einem Kommentar. Ich freu mich immer über anregende Gedanken.