Eine Sache, die beim Präsentieren für viele Menschen schwer auszuhalten ist:
Im Mittelpunkt zu stehen.
Die schauen alle so komisch…
Wie unter einem Mikroskop zu sein und angeschaut zu werden. Damit verbunden ist der Eindruck, man werde bewertet. Das Publikum wirkt wie eine Jury vor der man zu bestehen hat.
Wer so denkt, darf sich keine Fehler erlauben, muss eine perfekte Performance liefern und das einzige was zählt, ist, wie man beim Publikum ankommt.
Was für ein Druck hier aufgebaut wird.
In diesem Szenario werden die ZuhörerInnen automatisch in die Ecke der “Bösen geschoben. Deren Aufgabe es ist ein Urteil über den Referenten/die Referentin zu fällen.
Plötzlich ist alles anders
Ist das nicht seltsam und interessant zugleich, was hier passiert? Wenn Sie in einer Runde von ArbeitskollegInnen am Tisch sitzen und über ein Thema sprechen ist das eine Situation mit der man gut zurecht kommt. Sobald Sie als ReferentIn vor der Gruppe stehen und über das gleiche Thema sprechen ist alles anders.
Was passiert da? Von außen betrachtet, gibt es zwei Dinge die sichtbar anders sind:
- Sie stehen, die anderen sitzen
- Sie reden, die anderen hören zu.
Faktisch hat sich sonst nichts geändert. Es sind die gleichen Leute und das gleiche Thema.
Innerlich ist das Erleben dieser Situation komplett anders geworden:
- Sie müssen etwas beweisen, die anderen beurteilen.
- Sie als Person werden beurteilt, das Thema ist nachrangig geworden.
Woher kommt die Angst?
Diese Gedanken sind das Problem. Sie existieren in uns meist schon sehr lang. Fast alle haben wir in Schulzeiten Referate halten oder ein Projekt vor der Klasse vorstellen müssen. Bei den wenigsten Menschen ist das mit einem Wohlgefühl in der Erinnerung verbunden.
Sobald Sie heute in eine ähnliche Situation gelangen, wird all das an Erinnerungen hochgespült. Das ist der Grund, warum sich jemand, der aktuell in seinen 30er oder 40er Jahren steckt, plötzlich wieder so hilflos wie ein Kind fühlt.
In der Schule war die Gefahr groß, von MitschülerInnen ausgelacht zu werden. Oder von einem wenig feinfühligen Lehrer vor allen anderen harsch kritisiert zu werden.
All diesen Wust an Emotionen und Ängsten bekommen wir innerlich wieder serviert, sobald eine ähnliche Redesituation im Beruf ansteht.
Was nun?
An dieser Stelle geben viele Menschen auf und sagen sich, dass Sie einfach nicht der Typ für dieses öffentliche Reden sind. Das ist schade. Damit gehen der Welt buchstäblich viele gute Redebeiträge verloren.
Lassen Sie uns anschauen, bei welchen Fakten sich die Situation heute von der damaligen unterscheidet:
Früher
Bei den erinnerten Schulreferaten waren die ZuhörerInnen ein gezwungener Teil der Anwesenheit. Unter dem Motto, damit überhaupt jemand da sitzt um so etwas wie eine öffentliche Redesituation zu schaffen.
Korrigieren Sie mich, doch die wenigsten SchülerInnen hatten wohl ein Interesse an den Themen anderer. Es ging einzig und allein darum, eine Aufgabe zu erfüllen, eine Note zu erhalten und den Lehrer zufrieden zu stellen. Sie standen komplett im Mittelpunkt und Sie wurden beurteilt.
Heute
Heute können Sie eine Redesituation anders einstufen:
Ihre ZuhörerInnen wollen die Informationen von Ihnen hören und sind freiwillig anwesend. Selbstverständlich wird es Leute geben, die mehr oder weniger unfreiwillig einer Präsentation beiwohnen, doch das ist die Minderheit.
Die Situation hat sich geändert. Es geht nicht mehr darum eine Note zu bekommen, sondern darum Informationen zu präsentieren, die für die Anwesenden nützlich und wichtig sind.
Das Publikum hat sich von einem unfreiwilligen Statisten- und Dekorationspart, das keinen Bezug zu Ihrem Thema hat, zu einem wichtigen Bestandteil der ganzen Redesituation gewandelt. Es ist keine Jury mehr sondern es sind interessierte Menschen, die etwas erfahren wollen.
Ändern Sie Ihr Denken
Damit sind wir bei den wichtigsten Veränderungen angelangt, die Sie mental vornehmen sollten.
Statt die eigene Präsentation als etwas anzusehen, das über Sie geht und was Sie zu sagen haben, fokussieren Sie sich auf Ihre ZuhörerInnen und fragen sich:
Was für Informationen brauchen meine ZuhörerInnen?
Wie kann ich sicherstellen, dass meine ZuhörerInnen diese Informationen bekommen, die Sie brauchen?
Spüren Sie, wie sich durch diese Fragen das Spotlight von Ihnen weg hin auf Ihr Publikum richtet? Wie entlastend es ist, wenn Ihre ZuhörerInnen im Mittelpunkt stehen? Genau dort gehört Ihr Publikum hin. In den Mittelpunkt.
Ihr Job ist es nun, herauszufinden, was für Informationen Ihr Publikum braucht und wie Sie diese Informationen am besten aufnehmbar präsentieren können.
Drei Schritte, die hilfreich sind
1. Bei der Vorbereitung
Investieren Sie Zeit um die Bedürfnisse Ihrer ZuhörerInnen zu Ihrem Thema herauszufinden.
Gehen Sie ins Gespräch. Fragen Sie: “Was ist das Wichtigste für Sie zum Thema XY?”, “Was sind Ihre Befürchtungen?”, “Welche Informationen helfen Ihnen zu XY am meisten weiter?”
Wenn Sie ein komplett neues Thema vorstellen, fragen Sie sich welche Auswirkungen das auf die Arbeit Ihrer ZuhörerInnen haben wird. Wer davon wie betroffen sein wird. Was an Hilfestellung benötigt wird.
Denken Sie daran, dass Ihr Publikum im Mittelpunkt steht und die Hauptperson ist.
2. Bei der Durchführung
Schaffen Sie Verbindungen zu Ihren ZuhörerInnen in Ihrer Rede.
Greifen Sie auf die Antworten aus Ihrer Vorbereitung zurück. Wenn jemand Befürchtungen geäußert hat, nennen Sie sie und die dazu gehörigen Möglichkeiten zur Lösung.
Verwenden Sie die gleichen Worte die Ihre ZuhörerInnen verwendet haben. Setzen Sie Zahlen und Beispiele ein, die tatsächlich Relevanz haben für Ihr Publikum.
Legen Sie Ihr Augenmerk darauf, WIE Ihre ZuhörerInnen die Informationen am besten erfassen können. Welche Zahlen, welche Grafik, welche Fakten in welcher Form.
3. Bei der Nachbereitung
Denken Sie bereits beim Erstellen der Präsentation daran, was Sie Ihren ZuhörerInnen in welcher Form nach der Rede mitgeben können.
Lässt sich ein Merkblatt erstellen mit den wichtigsten Daten? Ein pdf mit weiterführenden Links zum Thema?
Machen Sie nicht den Fehler, Ihre Folien als handout zu verwenden. Das ist nicht die Aufgabe einer Präsentation.
Überlegen Sie: Was soll mein Publikum aus dieser Rede mitnehmen? Was sollen sie danach machen? Welche Informationen sind elementar? Das bieten Sie an. Kompakt und leicht nachvollziehbar.
Fazit
Die wichtigste Person in einer Präsentation ist Ihr Publikum. Das ist Ihr Fokus. Damit entlasten Sie sich von dem Gefühl des Bewertetwerdens.
Durchlaufen Sie die 3 Schritte:
1. Finden Sie in der Vorbereitung heraus, was für Bedürfnisse und Befürchtungen Ihre ZuhörerInnen zum Thema XY haben.
2. Schaffen Sie in Ihrer Rede Verbindungen zwischen dem Inhalt und Ihren ZuhörerInnen. Greifen Sie auf die Antworten zurück, die Sie in der Vorbereitung erhalten haben.
3. Erstellen Sie eine nützliche Zusammenfassung bzw. Weiterführung zum Thema und schaffen damit einen Mehrwert.
Wozu das Ganze?
Abschließend stellt sich noch die Frage: Wieso sollten Sie diesen Aufwand betreiben?
Darauf lässt sich antworten:
Sie fühlen sich weitaus sicherer, wenn Sie Ihr Publikum in den Mittelpunkt stellen.
Ihre ZuhörerInnen erleben Sie als jemanden, der wertvolle Informationen, gut aufnehmbar präsentiert.
Ändern Sie Ihr Denken und Sie verändern Ihr Erleben.
Was sind Ihre Erfahrungen mit Referaten in der Schulzeit? Wie ging es Ihnen damit?